Von Sylvia Flückiger, Nationalrätin, Schöftland AG
– Liebe Leserinnen und Leser
Durch das Auftreten des Coronavirus hat sich wie ein Blitz aus heiterem Himmel unser aller Leben mit voller Wucht verändert. Zuerst in weiter Ferne aktiv, kam die durch das Virus verursachte Lungenkrankheit sehr schnell auch nach Europa und damit in unser Land. Gross ist der Schock, nichts ist mehr selbstverständlich: Liebgewonnene und selbstverständliche Gewohnheiten werden beschnitten, soziale Kontakte eingeschränkt, Schulen geschlossen, Einkaufen für Senioren verboten und vieles mehr. Die vorher als gross eingestuften Probleme rückten schnell in den Hintergrund. Sogar der Abstimmungstermin vom 17. Mai 2020 wurde verschoben – Niemand rechnete damit, dass so etwas einmal passiert. Von den Menschen wird in diesen Tagen sehr viel abverlangt: Sie müssen mit Einschränkungen und den vorgegebenen Massnahmen zurecht zu kommen und sich neu organisieren. Vor allem Ärzte, dass Pflegepersonal und Sicherheitskräfte wie Polizei und Armee werden stark belastet.
Es bringt nichts, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Es gilt, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Obwohl diese Bedrohung vorausgesehen werden konnte, hoffte man, sie werde nicht zur Realität, jedenfalls nicht so schnell. Das Virus schlug relativ unvorbereitet und horrend schnell zu. Es grenzt an bewundernswerte Weitsicht, dass der Bundesrat so schnell reagieren und ein Paket von insgesamt 42 Milliarden Franken schnüren konnte, damit die Wirtschaft nicht zum Erliegen kommt und viele Löhne gesichert werden, auch jene der Selbstständigen.
Wie geht es Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser? Ich hoffe, Sie verlieren trotz allem die Freude am Leben nicht, die Freude an jenen Sachen, die uns trotz allem geblieben sind, und die Freude an lieben Mitmenschen, denen es genau gleich geht mit diesem unfreiwilligen Hausarrest und diesen Zwängen, die doch so nötig sind. Zum Glück haben wir ja alle Kommunikationsmittel, die wir einsetzen können. Die Regale in den Läden sind immer noch voll. Wir können plötzlich unsere geschenkte Freizeit, wenn auch eingeschränkt, planen und für Dinge gebrauchen, für die wir vorher kaum Zeit hatten: ein gutes Buch zu lesen, Mails und SMS zu schreiben, um sich auszutauschen, ein wärmendes Feuer im Kamin anzuzünden und den Flammen zuzuschauen. Zusammen etwas zu kochen oder – wie ich – endlich wieder einmal Zeit zu haben, um selber ein knuspriges Brot zu backen. Draussen in meinem Garten blühen tausende dunkelblaue Veilchen, die schon im Garten meines Elternhauses blühten, wie ein kleiner Gruss aus jener Zeit um die Wette und locken mit ihrem Duft Bienen an, so wie es im Frühling schon immer war. Die Vögel schmettern ihre Lieder voller Inbrunst und in aller Frühe: Sie säen nicht, sie ernten nicht, und Gott ernährt sie doch.
Hand aufs Herz: Wir wissen nicht, wie lange uns die Coronakrise noch im Griff haben wird, und es sind ohne Zweifel schwierige Zeiten, die bewältigt werden müssen. Sogar unsere Armee wird eingesetzt. Die Armeegegner hüllen sich in Schweigen und merken wohl jetzt, wie wichtig es ist, eine Armee zu haben. Wir haben ein gut funktionierendes Gesundheitswesen, auf das wir wohl alle zählen wollen. Wir haben die Polizei, die für Ordnung sorgt –, auch das betrachten wir als selbstverständlich. Und auch die Post ist jeden Tag im Briefkasten. Und noch vieles mehr. Wenn man dies alles bedenkt, wird man ein wenig demütig, meine ich. Ein Gefühl der Dankbarkeit steigt auf – für alle Menschen, die tagtäglich einen guten Job für uns machen. Mit Respekt, mit guten Gedanken und mit dem Willen, dass wir die Fähigkeiten haben, auch in schwierigsten Situationen zurecht zu kommen, können wir diese speziellen Tage meistern. Denn wir sind nicht alleine.
Ich erlaube mir, mit ein paar Worten noch auf die nun aufgeschobene Abstimmung vom 17. Mai 2020 zurückkommen und damit auf die Volksinitiative «Für eine massvolle Zuwanderung». Der Prozess der Meinungsbildung kann aufgrund der Vorgaben betreffend Corona gar nicht stattfinden. Deshalb war dieser Entscheid des Bundesrates um Aufschiebung richtig. Die Bewältigung der Coronakrise hat nun oberste Priorität. Und es gibt dringendere Fragen zu klären, zumal es für viele Unternehmen, Geschäftsinhaber, KMU-Angestellte und Selbstständige in allen Branchen um die Existenz geht. Und es geht nicht nur um Heute, wo die Reserven vielleicht noch ausreichen, es geht auch um die Zukunft.
Trotzdem hat uns die Krise aber auch gezeigt, wie abhängig wir vom Ausland auch in sehr wichtigen Bereichen wie bei der Personalrekrutierung für die Landwirtschaft, bei Medikamenten, Schutzmasken, Desinfektionsmitteln und vielen weiteren Gütern geworden sind. Trotzdem muss man zur Kenntnis nehmen, dass es uns im
Vergleich mit vielen anderen Ländern sehr gut geht.
Trotzdem: Wenn nicht heute, dann werden wir uns morgen fragen müssen, wie es mit der Bevölkerungszahl, die weiterhin um jährlich 35‘000 bis 40‘000 Personen zunimmt in unserem Land, weitergehen soll. Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, dass eine derart starke Zuwanderung unser Land früher oder später vor unlösbare Probleme stellt. Die Schweiz ist ein sehr guter Kunde der EU, die uns nicht vor verschlossene Türen stellen wird, weil sie sich das nicht leisten kann. Mehr dazu aber später, in einem weiteren Brief.
Ich hoffe Sie werden uns wieder helfen, wenn wir unser Bürgerkomitee anlässlich der kommenden Abstimmungen wieder aktivieren werden.
Nun wünsche ich Ihnen im Namen der Vereinigung Medienpanoptikum von Herzen viel Kraft und gute Gesundheit, eine gute Zeit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden, Freude auch an kleinen Dingen, die darauf warten, entdeckt zu werden, und stets offene Augen für das Gute, das uns trotz allem tagtäglich geschenkt wird. Schätzen wir unser Umfeld und unsere Mitmenschen und schauen wir genau hin. Übernehmen Sie Führung und Verantwortung in allen Lebenslagen und vergessen Sie nicht zu lächeln.
Mit herzlichem Gruss, verbunden mit Gottes reichem Segen
Ihre Sylvia Flückiger, ehem. Nationalrätin, Schöftland AG